Die Apologeten des Geldes und ihre Helfershelfer

Die Apologeten des Geldes und ihre Helfershelfer

Foto-EndtheECBDer US-Starökonom Kenneth Rogoff hat sich für die Abschaffung des Bargeldes ausgesprochen. „Die Zentralbanken könnten auf diese Weise leichter Negativzinsen durchsetzen, um so die Wirtschaft anzukurbeln.“ (FAZ). Ende Oktober habe ich hier an dieser Stelle bereits die Diskriminierung des Bargeldes im Alltag in Europa beschrieben (Newsletter vom 31.10.2014) und davor gewarnt, dass damit individuelle Freiheit verloren gehe, denn Bargeld sei gedruckte Freiheit.

Das „Wundschießen“ des Bargeldes und die Einführung von Strafzinsen für Bankguthaben zeigen die ganze Perversität der aktuellen Geldpolitik der Notenbanken. Der Verbraucher soll in den Konsum geprügelt und die Unternehmen zu Investitionen gezwungen werden – auf Teufel komm raus.

Doch Widerstand bleibt aus. Das liegt wohl auch daran, dass viele aktuell davon profitieren – insbesondere Unternehmen. Das Finanzconsulting-Unternehmen Barkow (Barkow Consulting Credit News, www.BarkowConsulting.com) hat kürzlich dargestellt, dass die aktuellen Kreditzinsen für Unternehmen so niedrig sind wie noch nie seit 1972. So liegt der Zins für einen Neukredit (5-Jahre-Zinsbindung) für Unternehmen derzeit im Durchschnitt bei 2,07 Prozent, 1981 lag er noch bei 13,27 Prozent. Unternehmen zahlen daher nur ein Sechstel der Zinsen gegenüber dem Hoch in den 1980er Jahren.

In meinen Veranstaltungen zu meinem Buch „Nicht mit unserem Geld – Die Krise unseres Geldsystems und die Folgen für uns alle“, das übrigens gerade in der 2. Auflage erscheint, treffe ich immer wieder Bürger, die den Zins als die wesentliche Ursache der aktuellen Finanzkrise ansehen. Sie glauben, dass dieser exponentiell wächst (Stichwort: „Josefspennig“), die „Zinsknechtschaft“ daher unausweichlich ist und deshalb Schuldner immer mehr Schulden machen müssen. Diese Zinskritiker verkennen die wichtige Funktion des Zinses in einer Marktwirtschaft. In der idealen Welt ist der Zins der Preis für den Verzicht im Heute, um im Morgen investieren oder konsumieren zu können. Dessen Höhe drückt zudem das Ausfallrisiko aus. Gerade diese Korrekturgröße schalten die Notenbanken durch ihre Geldpolitik aus.

Jetzt spielt der Zins fast keine Rolle mehr bei der Finanzierung von Staatsausgaben, Investitionen von Unternehmen oder Bürgern. Es ist der „free lunch“, der die Gesellschaft insgesamt korrumpiert.

Doch die Schattenseite dieser Politik ist die dauerhafte Abhängigkeit vom billigen Geld. Unternehmen, Bürger und auch der Staat gewöhnen sich an hohe Ausgaben, investieren leichtsinniger, verschleppen notwendige Veränderungen, werden träge und hängen immer stärker am Tropf der Notenbanken. Alles staut sich auf, bis das Vertrauen in die Allmacht der „Geldmacher“ schwindet: erst ganz langsam, dann langsamer, dann etwas schneller und schneller und immer schneller… bis das Vertrauen gänzlich zerstört ist. Dann werden die Apologeten der Zentralbanken und ihre Helfershelfer sagen, der gierige Kapitalismus war schuld und von neuem anfangen, als wäre nichts gewesen. Zwischenzeitlich bleibt nicht nur die Marktwirtschaft auf der Strecke, sondern Recht und Freiheit von Millionen von Menschen.

Darum geht es in der heutigen Zeit – um nichts anderes!

Freundliche Grüße

Frank Schäffler

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