Frank Schäffler

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Euro: Der neue Goldstandard?

(Photo by Nick Fewings on Unsplash)

Ist der Euro der neue Gold-Standard? Das behauptet zumindest der spanische Ökonom Jesús Huerta de Soto, der 2013 die Hayek-Medaille der deutschen Hayek-Gesellschaft erhalten hat. Die Währung der EU sei so eine Art Gold-Standard für die ehemaligen Weichwährungsländer in Europa. Huerta de Soto ist offenbar nicht nur ein einflussreicher Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, sondern auch ein Anhänger des Euro. Sein Argument: die Südländer der Eurozone könnten nicht mehr ihre eigene Währung abwerten, um im Außenhandel preislich wettbewerbsfähig zu werden, sondern müssten nun durch Anpassungen im eigenen Land ihre Wettbewerbsfähigkeit wieder herstellen. Diese Argumentation ist zumindest in Deutschland ungewöhnlich zu hören. Glaubt man hierzulande doch, dass der Euro eher das Gegenteil bewirkt habe.

Doch ganz abwegig ist Huerta de Sotos Argumentation erstmal nicht. Denn in einem festen Wechselkurssystem, und dieses ist der Euro-Raum seit 1999, kann nur durch eine Verbesserung der Standortbedingungen im eigenen Land die relative Produktivität einer Volkswirtschaft gegenüber anderen Wirtschaftsräumen innerhalb des Währungsraumes und auch außerhalb erreicht werden. Der Spanier argumentiert mit der Entwicklung seines eigenen Landes. Ohne die disziplinierende Wirkung des Euro wäre Spanien nicht so wettbewerbsfähig und die Interventionen des Staates weitaus größer. Die Zahlen Spaniens belegen das auf den ersten Blick. In den zurückliegenden vier Jahren wuchs die spanische Volkswirtschaft zwischen 3,6 Prozent und zuletzt 2,5 Prozent. Das Pro Kopf-Einkommen stieg in dieser Zeit um 18 Prozent und liegt wahrscheinlich in diesem Jahr erstmalig wieder auf dem Niveau des Jahres 2009. Das können nicht alle Länder in Europa vorweisen.

Dennoch ist der Vergleich mit dem Goldstandard irreführend. Aus mehreren Gründen. Der wichtigste vorneweg: Gold ist nicht manipulierbar. Die Goldmenge wächst jährlich um rund zwei Prozent. Daran ändert sich seit Jahrzehnten nicht viel. Dagegen wird die Geldproduktion im Euroraum von der Politik der EZB gesteuert. Sie ist äußert volatil. Zwar hat die EZB als vorrangiges Ziel, die „Preisstabilität zu gewährleisten“, doch dieses Ziel schafft sie nur auf den ersten Blick. Wer beispielsweise die Entwicklung der Vermögensgüterpreise in Deutschland anschaut, sieht sehr schnell, dass sowohl Aktien als auch Immobilienwerte in den letzten Jahren deutlich stärker gestiegen sind als die offizielle Zielmarke der Inflation von nahe 2 Prozent. Die EZB misst bei ihrem Inflationsziel lediglich die Entwicklung der Konsumgüterpreise anhand eines ausgesuchten Warenkorbs.

Besser ist dagegen, die Basis für Inflation zu betrachten, und diese liegt im Geldmengenwachstum. Denn dieses sagt etwas darüber aus, wieviel Geld insgesamt im Umlauf ist und so die Basis für künftige Preisanstiege von Konsum- und Vermögensgüter liefert. In den letzten 10 Jahren stieg die Geldmenge (M3) um 34 Prozent, die 10 Jahre davor um über 100 Prozent. Die Basis für die nächste Geldinflation hat die EZB durch die Schaffung von Zentralbankgeld, die zu einer Aufblähung der EZB-Bilanz geführt hat, bereits gelegt. Die EZB-Bilanzsumme stieg in den vergangenen 10 Jahren um rund 135 Prozent.

Die EZB betont in diesem Zusammenhang, dass dies alles notwendig sei. Würde die ausgewiesene Inflation deutlich über 2 Prozent steigen, dann könnte sie durch geldpolitische Maßnahmen nicht nur das Geldmengenwachstum drosseln, sondern auch wieder ihre Bilanz verkürzen.

Und hier kommen wir zu einem weiteren Grund, wieso der Euro kein Gold-Standard ist. Die EZB ist wahrscheinlich nicht mehr in der Lage, ihren geldpolitischen Kurs zu verlassen. Das zeigt auch die jüngste Ankündigung Mario Draghis. Würde Draghi einen härteren Kurs einschlagen, würde sofort eine Anpassungsrezession eingeleitet. Diese träfe nicht nur Deutschland hart, sondern würde die Staatsfinanzierung in weiten Teilen Südeuropas unmöglich machen und das Bankensystem in eine bedrohliche Lage bringen. Schon jetzt hat Italien mit 2 Billionen Euro die höchsten absoluten Staatsschulden in Europa. Würde das Zinsniveau signifikant steigen, wäre der Staatshaushalt in Rom in einer noch größeren Schieflage. Wahrscheinlich würde die gegenseitige Staaten-Banken-Abhängigkeit bei der Finanzierung noch weiter zunehmen und die Target-Verbindlichkeiten ebenso. Schon jetzt haben Italien (483 Mrd. Euro) und Spanien (400 Mrd. Euro) die höchsten Target-Verbindlichkeiten innerhalb der Eurozone. Letztere Zahl für Spanien zeigt auch, dass der Aufschwung dort fragil ist. Er ist getrieben von der Nullzinspolitik und der unkonventionellen Geldpolitik der EZB. Was bleibt also von Mario Draghis Amtszeit als EZB-Präsident? Nichts Gutes. Er wird in die Geschichte des Euro eingehen als derjenige, der nicht den Gold-Standard durch den Euro gebracht, sondern der Lirafizierung der Eurozone Vorschub geleistet hat. Und dann droht irgendwann, was schon Wladimir Iljitsch Lenin wusste: „wer die bürgerliche Gesellschaft zerstören will, muss ihr Geldwesen verwüsten.“

Dieser Artikel erschien zuerst bei Tichys Einblick.

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