Frage: In diesen Tagen kommt Ihr Buch „Nicht mit unserem Geld“ heraus. Worum geht es?
Schäffler: Das Buch trägt den Untertitel „Die Krise des Geldsystems und die Folgen für uns alle“ und dieses beschreibt den Inhalt sehr gut. Wir leben in einer Zeit der Überschuldung von Staaten, Banken bis hin zu den privaten Haushalten. Wie es dazu kam und welche Folgen dies aktuell und künftig hat, beschreibe ich in meinem Buch. Gleichzeitig zeige ich auch einen Weg auf, wie die negativen Folgen verhindert werden können. Mein Blick auf die Entwicklung wurde dabei sehr von der Perspektive meiner Bundestagszeit zwischen 2010 und 2013 geprägt. Die Auseinandersetzungen in meiner Partei und im Parlament wollte ich mit diesem Buch dokumentieren und darlegen, wieso ich so gehandelt habe und was mich antreibt.
Frage: Da sind wir gespannt. Wie kommt es Ihrer Ansicht nach zur Überschuldung und welche Folgen hat dies?
Schäffler: Die Überschuldung ist Folge der Politik des billigen Geldes der Notenbanken der wichtigsten Industriestaaten. Seit mehr als 40 Jahren leben wir in einer Welt des „fiat money“. Hier wird Banken erlaubt, durch Kredite aus dem „Nichts“ Geld zu produzieren. Die Notenbanken steuern diesen Prozeß durch ihre Zins- und Mindestreservepolitik oder andere geldpolitische Maßnahmen. Diese Geldpolitik stößt aktuell an ihre Grenzen. Der Leitzins und der Mindestreservesatz sind faktisch bei Null. Das Pulver der klassischen geldpolitischen Instrumente ist verschossen. Deshalb antworten die Notenbanken mit immer größeren Interventionen. Sie nennen das „unkonventionelle Maßnahmen“. Es ist der „Neusprech“ ihres eigenen Versagens.
Frage: Wozu führt dies? Zum großen Crash?
Schäffler: Nicht unmittelbar. Meine These ist, dass dies zu immer mehr Interventionismus führt. Es kommt eine Interventionsspirale in gang. Die Regierungen glauben, Banken retten zu müssen, um den Kollaps zu verhindern. Anschließend werden die Banken noch stärker überwacht, kontrolliert und an die kurze Leine genommen. Am Ende führt dies zur Verstaatlichung des Kredits. Wenn der Kredit verstaatlicht ist, hängt auch die Industrie am Haken der Regierung. Sie versucht dann durch lobbyieren noch stärker Einfluss auf dieRegierung und deren Gesetze zu nehmen. Eine Kungelwirtschaft aus Großindustrie, Banken und Regierung entsteht. Auf der Strecke bleiben der Mittelstand, der nichtorganisierte Bürger und die individuelle Freiheit.
Frage: Malen Sie nicht ein wenig zu schwarz? Deutschland kommt doch gut durch die Krise und die Konjunktur in den USA springt wieder an.
Schäffler: Es ist aktuell die Ruhe vor dem großen Sturm. Ende des Jahres wird die Krise wieder zurückkommen. Eigentlich ist kein Problem gelöst. Die Schuldenstände der Staaten, Banken und privaten Haushalte steigen weltweit massiv an. In Südeuropa schwächelt die Konjunktur trotz Niedrigstzinsen, die amerikanischen Konjunkturdaten sind gefakt, insbesondere die niedrige Arbeitslosenrate. Sie ist erheblich höher. Und in Japan ist die Politik des Gelddruckens und der Konjunkturprogramme, die unter dem Stichwort „Abenomics“ Anfang 2013 begann, erneut gescheitert. Gleichzeitig nehmen die geopolitischen Einschläge, Stichwort Ukraine, zu.
Frage: Und Deutschland?
Schäffler: Deutschland wird immer mehr in den Schuldensumpf in Lateineuropa hineingezogen. Wir haben längst die Phase überschritten, wo Staaten anderen Staaten in Europa unter die Arme greifen. Jetzt kommt die nächste Phase der Intervention. Mit dem neuen Bankenabwicklungsregime helfen bald fremde Staaten den Banken direkt z.B. in Spanien, Griechenland und Portugal. Schon wird über eine Vergemeinschaftung der Arbeitslosenversicherungen und der Einlagensicherungssysteme diskutiert. Ich bin mir sicher: In irgendeiner Form wird das über kurz oder lang kommen. Das Ziel der Eurokraten ist der europäische Superstaat. Die Kommission, das Europäische Parlament und die Bürokraten in Brüssel wollen mehr Macht. Hier kommt die Krise gerade recht. Denn notwendige Vertragsänderungen für einen europäischen Bundesstaat sind auf normalem, demokratischem Wege nicht zu erreichen. Erst wenn die gegenseitige Abhängigkeit der Schuldner und der Gläubiger so groß ist, dass keine Umkehr mehr möglich ist, werden die Vertragsänderungen staatsstreichartig durchgesetzt.
Frage: Gibt es einen Ausweg?
Schäffler: Ja, es gibt immer einen Ausweg. Der Ausweg ist der Widerstand gegen diese Entwicklung – besser heute als morgen. Warten wir, dann wird alles noch viel schlimmer. Dies erfordert jedoch eine freie oder besser: Eine offene Gesellschaft von selbstbewussten Bürgern, die nicht alles hinnehmen, die aufstehen und sich gegen die Sozialisten in allen Parteien wehren.
Frage: Leichter gesagt als getan. Was schlagen Sie vor?
Schäffler: Ich gründe gerade in Berlin mit „Prometheus – Das Freiheitsinstitut“ einen klassisch-liberalen Think Tank und bin dabei,Investoren für dieses Projekt zu finden. Wir wollen den „Kampf der Ideen“ in diesem Land konsequent und entschlossen führen und am Ende gewinnen. Viel zu sehr bestimmen die Linken die Meinungsagenda in Deutschland. Meine Erkenntnis aus 8 Jahren Bundestag ist, dass man früher ansetzen muss, um das Meinungsklima zu verändern. Wenn das Thema ins Parlament kommt, ist es meist zu spät.
Frage: Wann soll es los gehen?
Schäffler: Nachdem wir eine gemeinnützige GmbH gegründet haben, wollen wir Ende des Jahres an den Start gehen.
Dabei wünschen wir Ihnen viel Erfolg.
Dieses Interview erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe des Sachwert-Magazins.
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