Frank Schäffler

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Keine Angst vor dem Bitcoin

Der Bitcoin-Kurs hat jüngst wieder die 50.000 Euro Marke durchbrochen. Damit verzeichnet er einen Wertzuwachs von über 400 Prozent in den letzten 12 Monaten. Andere Kryptowährungen wie Ether (Ethereum) erleben einen ähnlichen Aufschwung und haben in den letzten Jahren ein ganzes Ökosystem aus innovativen Programmierern, Forschern und Unternehmern um sich geschaffen. Das weckt Begehrlichkeiten und schürt Ängste vor der dezentralen Blockchain-Technologie – gerade bei den Vertretern der Zentralbanken.

Die Sorgen haben Ulrich Bindseil und Jürgen Schaaf von der EZB in dieser Zeitung dargelegt. Bitcoin, so schreiben sie, habe keinen intrinsischen Wert. Er wäre daher reines Spekulationsobjekt von „Narren“. EZB-Mann Klaus Masuch und der ehemalige EZB-Chefvolkswirt , Ottmar Issing, stießen kurz darauf ebenfalls in der F.A.Z in das gleiche Horn. Eine Bundesregierung, welche sich den Klimaschutz auf die Fahnen schreibt, könne nur gegen Kryptowährungen sein. Dass die EZB in ihrem Bericht zum digitalen Euro postuliert, dass das Projekt auch eine Reaktion auf digitale Privatwährungen wie Bitcoin sei, weil sonst der Verlust der Währungssouveränität (und damit der Machtverlust der Zentralbank) drohe, wird mit keinem Wort erwähnt.

Die EZB hat die Geldmenge im Zuge der Corona-Pandemie massiv ausgeweitet. Die Inflationsrate in Deutschland beträgt derzeit bei steigender Tendenz über vier Prozent. Für einzelne Produktgruppen ist die Jahrespreissteigerung längst deutlich höher. Vorprodukte aus Metall verteuerten sich um 62 Prozent, Erzeugnisse aus Roh- und Schnittholz um über 54 Prozent. Parallel dazu lässt sich die EZB-Direktorin Isabel Schnabel noch vor wenigen Tagen zitieren: „Die Inflation ist weiterhin eher zu niedrig“. Dass die Bürger sich bei solchen Aussagen in Alternativen zum staatlichen Geld flüchten, dürfte nicht überraschen.

Bitcoin schafft als neue Form der digitalen Wertaufbewahrung eine solche Alternative. Er ist das Gold des 21. Jahrhunderts. Der Wert von Gold ergibt sich auch nicht primär durch seine Verwendung in Schmuck oder Handys, sondern durch seine natürliche Knappheit. Der Zuwachs des verfügbaren Goldes ist nicht an die diskretionären Entscheidungen von Zentralbankern geknüpft, sondern an die Schürfgeschwindigkeit der Minen dieser Welt. Beim Bitcoin ist dieser Zuwachs algorithmisch geregelt. Die maximale Anzahl ist auf 21 Millionen begrenzt, und die „Schürfgeschwindigkeit“ der neuen Bitcoins nimmt in klar determinierten Intervallen ab.

Aus zwei Gründen setzt sich der Bitcoin bisher vor allem als Anlageobjekt oder Wertaufbewahrungsmittel und nicht als Zahlungsmittel durch. Der erste hat paradoxerweise mit dem Erfolg des Bitcoin zu tun. Gegenüber dem Euro schätzen die Käufer und Halter von Bitcoin dessen Wert höher ein, als den von Euro oder Dollar. Deshalb steigt der Preis für einen Bitcoin im Verhältnis zur Fiatwährung. Das Phänomen ist nicht neu. Es ist seit dem 16. Jahrhundert als Gresham´sches Gesetz bekannt. Verkürzt bedeutet es, dass das schlechte Geld das gute Geld aus dem Zahlungsverkehr verdrängt. Dies gilt insbesondere dann, wenn es einen gesetzlichen Annahmezwang für das staatliche Fiatgeld gibt.

Der andere Grund ist steuerlicher Natur. Nutzer von Kryptowährungen laufen immer Gefahr in eine Steuerfalle zu tappen. Die hohen Wertsteigerungen führen dazu, dass private Nutzer sehr schnell die steuerliche Freigrenze von 600 Euro pro Jahr überschreiten und damit die Erträge unterjährig voll steuerpflichtig sind. Für Unternehmen sind virtuelle Währungen nicht abnutzbare Wirtschaftsgüter, die nach bilanzsteuerrechtlichen Grundsätzen zu bewerten sind. Dies macht das Bezahlen mit virtuellen privaten Währungen für Waren und Dienstleistungen faktisch unmöglich.

Der private Währungswettbewerb, einst vom Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek in der Theorie konzipiert, hat längst in der Praxis begonnen. Welche (Krypto-)Währung sich auf dem Markt durchsetzen wird, ist dabei noch nicht ausgefochten. Möglich ist auch, dass unterschiedliche private Währungen in einzelnen Nischen parallel zueinander existieren. Bitcoin könnte sich als inflationssichere Wertaufbewahrung vergleichbar zu Gold etablieren, Tether als Zahlungsmittel bei kleineren Transaktionen und Ether für die Anwendungen auf dezentralisierten Finanzmärkten.

Die Dezentralität ermöglicht im Klimaschutz völlig neue Wege. Ein Bitcoin-Miner kann seine Anlage direkt neben dem Wasserkraftwerk betreiben, und die Abwärme kann direkt vor Ort genutzt werden. Der EZB-Turm und die Rechenzentren der Banken werden wohl kaum aus Frankfurt und anderswo weg und neben die geothermalen Kraftwerke in Island ziehen. Kryptowährungen können damit sicherer und grüner sein als die zentralisierten Systeme der alten Welt.

Anstatt mit pauschalen Verboten oder gängelnden Regularien zu versuchen, die Krypto-Evolution aufzuhalten, muss sich die neue Bundesregierung darum bemühen, einen sicheren, diskriminierungsfreien und innovationsoffenen Rechtsrahmen für die neue Technologie zu schaffen. Deutschland sollte diese Chance nicht verpassen.

Frank Schäffler ist Bundestagsabgeordneter der FDP und Geschäftsführer der Berliner Denkfabrik Prometheus – Das Freiheitsinstitut.

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