Frank Schäffler

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Münzgeld-Abschaffung: Wehret den Anfängen

Photo by Jonathan Brinkhorst on Unsplash

Können die Bürger ihr Vermögen in Bargeld horten und vom Konto abheben, dann ist die Durchsetzung der Negativzinsen nicht so einfach möglich. Dies kann nur funktionieren, wenn das gesamte Vermögen auf den Bankkonten gefangen ist. Wir sollten uns nicht freiwillig ins Gefängnis begeben. Der Freiheit zuliebe.

Früher hieß es noch: „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.“ Dieses kluge Sprichwort scheint nicht mehr zu gelten – zumindest nicht für die EU-Kommission. Sie schlägt jetzt vor, die 1- und 2-Cent-Münzen abzuschaffen. Auf den ersten Blick könnte man schnell meinen, das sei doch gar nicht so schlimm. Der Einzelhandel hat damit so viel Arbeit, und die vielen Kleinstmünzen im Portemonnaie stören doch nur. Doch das wäre zu kurz gesprungen. Was hier so weich und harmlos daherkommt, ist mehr. Es ist ein weiterer Anschlag auf das Bargeld.

Die mangelnde Attraktivität des Münzgeldes hat viel mit Regulierung zu tun. Denn ein wesentlicher Grund, weshalb gerade der Einzelhandel die EU-Kommission in ihrer Absicht unterstützt, hat mit der Münzgeldverordnung zu tun. 2010 vereinbarten Parlament und Rat der EU in der Verordnung Nr. 1210/2010 die Pflicht zur Prüfung der Münzen auf Echtheit und Umlauffähigkeit vor der Wiederausgabe. Banken und Zahlungsdienstleister müssen seitdem jede Münze, die sie unter anderem vom Einzelhandel erhalten, auf Echtheit prüfen – auch die 1- und 2-Cent-Münzen. Hebt der Einzelhändler am nächsten Tag sein Wechselgeld wieder von der Bank ab, dann muss er für die geprüften Münzen bezahlen. Das macht den Bargeldverkehr teuer. Warum die EU überhaupt die regelmäßige Prüfung der Euro- und Cent-Münzen vorschreibt, ist relativ unklar. Eines ist hingegen völlig klar: Der Anteil der Münzfälscher war historisch schon einmal höher. Generell scheint es nicht von besonders ausgeprägtem Geschäftssinn zu zeugen, wenn man 1- oder 2-Cent-Münzen fälscht. Allein der Materialaufwand ist höher als der Nennwert.

Schauen wir ins Ausland, dann wird oft Schweden als Beleg dafür angeführt, dass unbares Bezahlen attraktiv ist und auch von der Bevölkerung angenommen wird. Wer einmal Urlaub in Schweden gemacht hat, weiß, dass selbst eine Kugel Eis oder ein Cappuccino per Kreditkarte bezahlt wird. Doch auch hier ist ein Blick hinter die Kulissen hilfreich. Schweden hatte Anfang der 1990er Jahr eine Immobilienkrise, die zu einer schweren Bankenkrise wurde. Deren Überwindung führte zu Zusammenschlüssen zahlreicher Banken in Skandinavien. Übrig blieben vier Institute, die auch die Versorgung mit Bargeld über Geldautomaten in einer gemeinsamen Gesellschaft bündelten. Aus Kostengründen reduzierten die Banken die Geldautomaten in der Fläche und auf dem Land und zwangen so die Gastronomie und den Einzelhandel, auf bargeldlose Zahlungsweise umzustellen. Denn diese hatten das Problem, ihr Bargeld am Abend nicht mehr bei der Bank oder bei Geldautomaten einzahlen zu können. Dieses Angebot gab es nicht mehr.

Doch inzwischen regt sich hier Widerstand. Der schwedische Pensionärsverband hat vor einigen Jahren 140.000 Unterschriften für eine Protestnote „Bargeld wird gebraucht“ gesammelt. Umgerechnet auf Deutschland wären das 1,2 Millionen Unterschriften. Also kein Pappenstiel. Vielleicht sind ältere Menschen sensibler gegenüber Entwicklungen rund um das Geld. Sie können sich vielleicht noch eher an plötzliche Veränderungen in der Währungsordnung erinnern, die ihr persönliches Vermögen vernichtet haben.

Deshalb sollten man Regierungen und Notenbanken nicht trauen, wenn sie das Bargeld mit noch so guten Argumenten zurückdrängen wollen. Sie profitieren nämlich in der Regel davon. Sei es, um die Kontrolle jedes Einzelnen zu perfektionieren. Oder sei es, um die Negativzinspolitik der EZB durchzusetzen. Können die Bürger ihr Vermögen in Bargeld horten und vom Konto abheben, dann ist die Durchsetzung der Negativzinsen nicht so einfach möglich. Dies kann nur funktionieren, wenn das gesamte Vermögen auf den Bankkonten gefangen ist. Wir sollten uns nicht freiwillig ins Gefängnis begeben. Der Freiheit zuliebe.

 

Die Kolumne erschien zuerst auf Tichys Einblick.

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