Selbst die Wildschweine sind Egoisten

Wenn man das Wort „Wildsäue“ hört, denkt man vielleicht zuerst an die im Jahr 2010 wenig bürgerliche Ausdrucksweise des späteren FDP-Gesundheitsministers Daniel Bahr gegenüber dem Koalitionspartner von der CSU. Damals hatten die Christsozialen ein Konzept des damaligen Gesundheitsministers Philipp Rösler blockiert. Nicht alles wiederholt sich in der „GroKo“, aber vieles.

Nein, es handelt sich hier um die vierbeinigen Schwarzkittel. Denn denen geht es gut in Deutschland. So gut wie noch nie. Sie gedeihen und vermehren sich wie die Sau. In Hessen beispielsweise hat sich der Wildschweinabschuss in den vergangen vier Jahrzehnten versiebenfacht und damit wahrscheinlich auch deren Population. Der Grund ist: Sie werden subventioniert, und das unbegrenzt, denn es dient einem höheren Ziel. Es folgt dem hehren Ziel, unser Land vor den Folgen der Klimaveränderung zu bewahren.

Dafür nimmt man ein paar Wildschweine mehr gern in Kauf. Denn dieser „Kollateralschaden“ ist ein Abfallprodukt der so genannten Energiewende. Der Umstieg auf die erneuerbaren Energien geht rapide voran. Die Zahl der Biogasanlagen hat sich allein in den vergangenen zehn Jahren vervierfacht, die der installierten Leistung fast verzehnfacht. Wer so viel elektrische Leistung durch Biogas produzieren will, braucht Futter. Und das liefert zum großen Teil Mais, der in Deutschland angebaut wird. Inzwischen auf rund 2,6 Millionen Hektar, das ist mehr als die Fläche von Mecklenburg-Vorpommern. Je mehr Mais angebaut wird, desto mehr finden Wildschweine etwas zu fressen und desto besser können sich im hohen Mais verstecken.

Wie die Internetplattform „Agrar-Blogger“ jetzt berichtet, hat das Bundeslandwirtschaftsministerium dieser „Sauerei“ den Kampf angesagt und ein Modellvorhaben „Schwarzwildbewirtschaftung in der Agrarlandschaft – Probleme und Maßnahmen“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, Jagdpächter und Landwirte an einen Tisch zu holen, denn die Wildschweine produzieren erhebliche Schäden in der Landwirtschaft, die von den Jagdpächtern ersetzt werden müssen.

Das Beispiel zeigt die Folgen staatlicher Intervention, Subvention und Wirtschaftslenkung. Markteilnehmer entscheiden sich zu ihrem Vorteil. Selbst Wildschweine sind Egoisten. Doch anschließend wird erneut interveniert, subventioniert und gelenkt, was das Zeug hält, denn die negativen Folgen sollen ja beseitigt werden. Man nennt diese Entwicklung „Interventionsspirale“. Vielleicht gibt es bald Abschussprämien für Wildschweine, und die Landwirte werden dann aus dem Staatssäckel für die Wildschäden entschädigt. Die Jäger sollen nicht die Lust an ihrem Hobby verlieren. Anschließend müssen in der zuständigen „unteren Jagdbehörde“ der Kreisverwaltung Abschusspläne detailliert geplant und überwacht werden, denn es handelt sich um öffentliche Gelder, die ausgegeben werden. Im zuständigen Amt müssen dann für diese hoheitliche Aufgabe neue Beamte eingestellt werden. Diese kommen anschließend auf die wichtige Idee, die Jagd- und Schonzeiten besser zu überwachen. Erneut muss ein Beamter eingestellt werden …

Doch irgendwann kommt eine sozial und ökologisch orientierte Partei im zuständigen Kommunalparlament, die vom Verzehr von Tieren eh’ nichts hält, auf die geniale Idee, die Subventionen wieder abzuschöpfen und die kommunale Jagdsteuer zu erhöhen. Dies wäre ökologisch und sozial gerecht. Erneut muss ein Beamter Bescheide verschicken, diese anmahnen und überwachen. Die Interventionsspirale dreht sich dadurch immer schneller.

Doch was war noch mal der Grund für diese ganze „Sauerei“? Ach ja, die Energiewende. Die Fakten sind für alle staatlichen Planer ernüchternd. Der deutsche Anteil am weltweiten Kohlendioxid-Ausstoß beträgt gerade einmal zwei Prozent. Die neue Bundesregierung will den CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent reduzieren. Dieses ehrgeizige Ziel führt bestenfalls zu einem Anteil des deutschen CO2-Austoßes an den weltweiten Emissionen von 1,2 Prozent. Damit lässt sich die Welt nicht retten. Zum Glück stockt seit 15 Jahren die Erderwärmung obwohl die CO2-Konzentration weiter zunimmt. Vielleicht besteht nicht in jeder Wechselbeziehung ein kausaler Zusammenhang.

Dieser Beitrag erschien zuerst in meiner Kolumne ‚Ich bin so frei!‘ in der Samstagsausgabe der Fuldaer Zeitung

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