Anfang März hat die griechische Regierung ein weiteres Sparpaket vorgelegt, um das Vertrauen der Anleihemärkte zurückzugewinnen. Immerhin 2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes oder 4,8 Milliarden Euro sollen zusätzlich zu den bereits beschlossenen Maßnahmen gespart werden. Auf Deutschland übertragen wären dies rund 50 Milliarden Euro. Doch nicht so sehr die Summe ist entscheidend, sondern die Basis. Und da ist ein vergleichender Blick auf die Details des griechischen und des deutschen Wohlfahrtstaates doch sehr interessant. Griechenland reduziert das 14. Gehalt seiner Staatsbediensteten um 60 Prozent. Deutsche Beamte erhalten schon lange kein 14. Gehalt mehr, sondern müssen sich mit einem auf 30 Prozent reduzierten 13. Gehalt begnügen.
Griechische Arbeitnehmer können nach 35 Beitragsjahren mit Vollendung des 58. Lebensjahres in Rente gehen und erhalten durchschnittliche eine Rentenhöhe von 95,7 Prozent des letzten Bruttogehalts. Ein deutscher Arbeitnehmer, der 40 Jahre die Höchstbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung einbezahlt hat und der zum 1.1.2010 mit 65 in Rente ging, erhält eine Rente von 1960 Euro pro Monat. Arbeitnehmer in Griechenland zahlen 1 Prozent des Bruttogehalts in die gesetzliche Krankenversicherung, in Deutschland sind es 7,9 Prozent. Die Löhne sind in Griechenland in den vergangenen 10 Jahren um 38 Prozent gestiegen, in Deutschland um 4 Prozent.
Diese „spät-griechische Dekadenz“ wurde in den letzten Jahren mit Nettozahlungen der EU in der Größenordnung von 44 Milliarden Euro (1999-2008) und durch das billige Geld der EZB finanziert. Die Illusion des modernen Wohlfahrtsstaates kollabiert gerade in Griechenland unweigerlich. Da wir nicht auf einer einsamen Insel leben hilft da vielleicht Ludwig Erhard: „Solange man auf der politischen Ebene nach dem Motto verfährt: Lasst uns weniger arbeiten, auf dass wir mehr konsumieren können! Sind wir auf dem falschen Weg.“
Dieser Beitrag erschien in „eigentümlich frei“.
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